TRIQBRIQ als Modell für den zirkulären Holzbau – Ein Gastbeitrag
Wir danken der Firma Triqbriq für die zur Verfügungstellung dieses Artikels. Er verdeutlicht, was mit Blick auf nachhaltiges Planen und Bauen möglich ist. Text und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Fotos: Lars Krumfuss
Mit dem Neubau eines EDEKA-Markts im Braunschweiger Stadtteil Lamme wurde erstmals ein großflächiger Verbrauchermarkt vollständig in mikro-modularer Massivholzbauweise errichtet. Das Gebäude umfasst rund 1.100 m² Fläche und basiert fast ausschließlich auf dem Massivholz-Bausystem TRIQBRIQ, das aus industriell vorgefertigten, kleinteiligen Holzsteinen besteht. Die Gründung wurde in Stahlbeton ausgeführt. Das Dach ebenfalls in Holzbauweise.
Besondere Technik
Die Besonderheit des Systems liegt in der Verbindungstechnik: Die BRIQs werden trocken und ausschließlich mit Buchenholzdübeln gefügt, was Rückbau und Wiederverwendung ermöglicht. Damit entsteht nicht nur eine leistungsfähige Tragstruktur, sondern auch ein sortenreines, kreislauffähiges Bausystem. Eine Umweltproduktdeklaration weist für jeden Quadratmeter TRIQBRIQ-Wand rund 177 kg gebundenes CO₂ nach. Zudem können auch Kalamitäts- und rückgebaute Hölzer stofflich verwertet werden, die andernfalls meist thermisch entsorgt würden.
TRIQBRIQ will in Zukunft für die Herstellung seiner Holzsteine auf ein dezentrales Modell setzen: containerbasierte Produktionszellen, die direkt an bestehende Sägewerke oder Schreinereien andocken. Dieses System erlaubt kurze Transportwege und eine flexible Skalierung durch sogenannte Microfactories. Bis 2027 sollen rund 30 solcher Einheiten entstehen, die jeweils ein Einzugsgebiet von etwa 150 km abdecken. Dadurch entsteht nicht nur eine resiliente, regionale Lieferkette, sondern auch ein Modell, das Wertschöpfung vor Ort und CO₂-Reduktion durch kurze Wege ermöglicht.
Angepasste Planung
Die Umsetzung des Markts erforderte eine Anpassung der ursprünglichen Entwurfsplanung: Ein konventionelles Skelettbaukonzept wurde in eine tragende Massivholzstruktur überführt. Dachtragwerk und Wandaufbauten wurden auf die TRIQBRIQ-Logik abgestimmt, was nicht nur technische, sondern auch bauphysikalische Herausforderungen mit sich brachte. Diese konnten allerdings zeiteffizient gelöst werden, was einen innenseitigen Verbau der BRIQs auf Sicht ermöglichte. Eine projektbezogene Bauartgenehmigung stellte die Tragfähigkeit sicher. Ergänzt wurde das System durch eine Holzfassade und ein Sparrendach aus Brettschichtholzträgern, das zugleich als aussteifende Scheibe wirkt.
Die Planung erfolgte vollständig digital auf Basis eines BIM-Modells. Dieses erfasste jedes Baustein-Element und erlaubte präzise Stücklisten sowie eine effiziente Logistik. Damit wurden Fehlerquellen und Anpassungen auf der Baustelle minimiert – ein entscheidender Schritt für die Qualitätssicherung in einer neuen Bauweise.
Eine Lebenszyklusanalyse belegt die ökologischen Vorteile: Gegenüber der ursprünglich vorgesehenen Massivbauweise konnten allein im Tragwerk rund 114 t CO₂-Äquivalente eingespart werden. Unter Annahme einer Wiederverwendung der Bausteine erhöht sich das Potenzial auf über 360 t. Damit wird der Markt nicht als Einmalbau, sondern als Ressourcenträger verstanden – ein Paradigmenwechsel im Einzelhandelsbau.
Politische Einordnung
Das Projekt zeigt, wie Holzbau einen systemischen Beitrag zur Transformation der Bauwirtschaft leisten kann. Eine Vielzahl an politischen Rahmenbedingungen müssen allerdings weiterhin angepasst werden, um vergleichbare Projekte in die Fläche zu bringen.
- Lebenszyklusdenken: Gebäude müssen von Anfang an unter Einbeziehung von Rückbau und Wiederverwendung geplant werden. TRIQBRIQ demonstriert, dass zirkuläre Bauweisen technisch machbar und ökologisch vorteilhaft sind. Der Gesetzgeber muss solche Bauweisen fördern und bei eigenen Projekten selbst anwenden.
- Vereinfachte Genehmigungen: Für Genehmigungen von Bauprodukten und großvolumige Holzbauten sind vereinfachte Genehmigungsverfahren nötig. Der EDEKA-Markt zeigt, dass Sondergenehmigungen heute noch erforderlich sind – politische Rahmenbedingungen müssen diesen Innovationspfad erleichtern.
- Unterstützung regionaler Wertschöpfung: Dezentrale Microfactories und modulare Produktionsketten können regionale Wertschöpfung sichern und Transportwege reduzieren. Damit solche Modelle breit greifen, braucht es gezielte Förderprogramme und Investitionsanreize.
- Kompetenzaufbau: Nur durch Wissensvermittlung bei Planenden, Genehmigungsbehörden und Bauherren kann Holzbau sein Potenzial entfalten. Projekte wie dieses leisten einen Beitrag, praktische Erfahrungen zugänglich zu machen.

Dieser EDEKA-Markt in Braunschweig ist nicht nur ein technischer Prototyp, sondern auch ein politisches Signal: Holzbau kann einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung leisten. Wenn politische Rahmenbedingungen nun weiter diesem Ziel zuträglich angepasst werden, können weitere vergleichbare Projekte in der Fläche entstehen.